Zum Geleit

Die Idee zur Entwicklung der Oper „Nathan der Weise“ entstand im Jahr 2009. Seit den im September 2001 verübten Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington, die durch islamistisch motivierte „Glaubenskrieger“ aus dem arabischen Raum verübt wurden, gewann eine sich aufheizende interreligiöse Kulturauseinandersetzung an weltweiter Bedeutung. Die hieraus resultierenden, bis heute andauernden Konflikte reichen sicher tiefer als in eine rein religiöse Auseinandersetzung, werden aber im Wesentlichen in diesem Themenkomplex ausgetragen. Dabei spielen nicht nur Konflikte zwischen den unterschiedlichen, insbesondere den drei monotheistischen Religionen, eine entscheidende Rolle, sondern auch hasserfüllte Konflikte zwischen den Religionsgruppen innerhalb der Konfessionen. Die aufklärerische Botschaft Lessings zu einem friedfertigen Miteinander der Religionen, wollen wir mit der Oper „Nathan der Weise“ erstmals musikalisch und inhaltlich zugespitzt in die Welt tragen.

 

Insbesondere der arabische Raum ist derzeit von massiven Umwälzungen betroffen. Ein über zumindest Jahrzehnte, eigentlich sogar Jahrhunderte, aufgestautes gesellschaftliches Unrecht in vielen arabischen Ländern entlädt sich nun in religiös gefärbten gesellschaftlichen Explosionen und erschüttert die gesamte Welt. Ein Zweig der aufgestauten Frustration entlädt sich in Richtung der westlichen Wertegemeinschaft. Die Auseinandersetzung zwischen Morgenland und Abendland ist ein in das 7. Jahrhundert zurückreichender Konflikt, in dem der Islam sich rasant ausbreitet und auch christliche Regionen in seinen Herrschaftsbereich bringt. Die wesentliche Initialzündung für einen „ewigen“ interreligiösen Krieg begründet sich aber erst mit den Kreuzzügen, die unter Papst Urban II. ihren Anfang nahmen.